Apollon

Apollon
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Sohn des Zeus* und der Leto*, Bruder der Artemis*, Vater des Asklepios* und des Orpheus*, ein rechtes Allround-Talent unter den griechischen Göttern, das sich der erfolglos umworbenen Nymphe Daphne* so vorstellt: »Durch mich wird Zukünftiges, Vergangenes und Gegenwärtiges offenbar, durch mich tönt harmonisch das Lied zu den Klängen der Saiten. Sicher trifft mein Pfeil ... Meine Erfindung ist die Heilkunst, überall auf der Welt heiße ich Helfer, und auch die Kraft der Kräuter ist mir untertan« (Ovid, Metamorphosen I 517–522). Apollon ist also der Gott der Weissagung; in Delphi war sein berühmtestes Orakel. Er ist aber auch der Gott mit dem Bogen, der den Drachen Python* erlegt, der seine Pfeile gegen die Giganten*, die Kyklopen*, die Söhne der Niobe*, die Griechen vor Troja entsendet und selbst den gewaltigen Achilleus* nicht verschont. Doch er, der Tod und Verderben bringt, kann zugleich heilen und wird im Paian, einem Lied, das Übel abwenden soll, zu Hilfe gerufen. Die Musik ist seine vierte Domäne: Er singt zur Leier, die er von seinem Bruder Hermes* bekommen hat, ist als Musagetes Führer der neun Musen* und siegt mit seinem Spiel und Gesang über Pan* und Marsyas*. Außerdem versteht er sich auf den Mauerbau – er befestigt für König Laomedon* Troja –,
dient Admetos* als Hirt, hat als Apollon Lykeios bzw. Smintheus Macht über Wölfe und Mäuse und wird als Phoibos, der Strahlende, mit dem Sonnengott gleichgesetzt. Wunderschön ist er außerdem – man möchte ihn für den griechischsten der Götter halten; in Wirklichkeit aber ist er ein Zuwanderer, der ursprünglich wohl in Kleinasien daheim war. Seine Geburt, seine Macht und seine Taten preist der lange ›Homerische Hymnos‹ an Apollon (7. Jahrhundert v. Chr.), der eingangs betont, daß vor ihm »alle Götter zittern«. Das Befremdliche an dieser vielschichtigen Gottheit findet bisweilen auch Ausdruck in der Kunst. So wirkt der ›Apoll von Veji‹, eine lebensgroße Terrakottafigur aus Veji (um 525 v. Chr., Rom, Museo Nazionale di Villa Giulia), tückisch und bedrohlich. Diese Figur gehörte zu einer nun wieder teilweise rekonstruierten Gruppe: Herakles* und Apollon streiten um eine Hirschkuh. Auch der ›Eidechsentöter‹ (Apollon Sauroktonos) des Praxiteles (um 350 v. Chr., Rom, Vatikanische Sammlungen) berührt uns heute merkwürdig: Da kriecht eine harmlose Eidechse einen Baumstamm empor und scheint nicht zu ahnen, daß der lächelnde Gott nur deshalb mit der Hand ausholt, weil er sie gleich mit einem spitzen Gegenstand an den Stamm spießen und sich an ihrem Todeskampf freuen will. Machtvoll greift Apoll auf dem Westgiebel des Zeustempels von Olympia in den Kampf der
Lapithen* und Kentauren* ein (5. Jahrhundert v. Chr., Museum von Olympia), und »apollinisch schön« präsentiert sich der Apoll von Belvedere (um 350 v. Chr.; Rom, Vatikanische Sammlungen). Als jugendlichen Schützen hat Peter Flötner 1532 Apollon auf einen Brunnensockel gestellt. Die schöne Renaissance-Bronze steht im Nürnberger Pellerhaus.
Wie Aphrodite/Venus wurde Apoll seit der Mitte des 15. Jahrhunderts immer wieder auf Gemälden dargestellt, die ihn meist im Kreis der Musen, auf dem Sonnenwagen oder in dem Augenblick zeigen, als er die schon halb in einen Baum verwandelte Daphne umwirbt. Beliebt blieb auch die Marter des Marsyas, die Apollons unerbittliche Rachsucht betont. Die Geburt des Gottes und sein Wirken unter den Musen suchte Igor Strawinsky in Prolog und Szenen des Balletts ›Apollon musagète‹ (1927/28; überarbeitet 1947) zu schildern.

Who's who in der antiken Mythologie. 2013.

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